Mittwoch, 11. Februar 2015

#trotzDiabetes

Wieso sollten wir uns in der Öffentlichkeit als Menschen mit Diabetes sehen, statt vielleicht als Diabetiker? Wieso wollen wir uns in den Medien nicht als "leidende Opfer" sehen und warum können wir reisen, schwimmen, essen MIT Diabetes und nicht trotz?

In den letzten Wochen habe ich aufmerksam die Nachrichten verfolgt und immer wieder Artikel gefunden, in denen Menschen mit Diabetes zum Beispiel als sportlich trotz und nicht sportlich mit Diabetes beschrieben wurden und habe daraufhin immer wieder begonnen, kleinere Diskussionen zu starten. Zwischen trotz und mit ist ein gewaltiger sprachlicher Unterschied, der vielen eher egal zu sein scheint, vor allem den Erkrankten selbst. So kleine Worte allerdings können einen journalistischen Artikel bereits in der Grundschwingung beeinflussen, was dann wiederum dazu führt, dass wir uns gemeinsam später online über Artikel aufregen, die zum Thema Diabetes in den öffentlichen Medien erscheinen. Und die Spirale geht von vorne los.

Wir müssen bei uns selbst anfangen

Eine mögliche Lösung des Problems könnte es sein, wenn wir bei uns selbst anfangen und unseren Sprachgebrauch und unsere Art und Weise, wie wir andere, wenn sie nachfragen, zum Thema aufklären, beobachten. Nehmen wir uns selbst ernst, wissen über unsere Krankheit Bescheid, sind offen und positiv, so fließt das automatisch auch in unsere persönliche "Aufklärungsarbeit", die wir vielleicht bei Freunden oder Bekannten betreiben und setzt sich auch mit einer ganz anderen Grundstimmung in deren Köpfe fest. Wenn wir sagen, wir "leiden" an Diabetes, wird durch die Wortwahl ein universelles Leiden unterstellt. Wenn jemand schreibt, dass "trotz" Diabetes eine Reise gemacht werden kann, kann ich nur sagen: ich habe noch nie jemanden trotz seines Diabetes reisen gesehen. Genauso sind die anderen nicht die "Normalen", die Vorstellung einer fixen Normalität finde ich fragwürdig und keiner weiß, wo Normalität beginnt und wo sie aufhört.

Sei nicht so kleinlich! - Kleinvieh macht aber auch Mist

Ihr seht - der kleine Unterschied macht es, damit wir uns ernstgenommener fühlen, aber auch ernster genommen werden können. Das hat nichts mit Kleinlichkeit zu tun, sondern mit gegenseitigem Respekt und Reflektierung. Übrigens kann ich Journalisten nur weiter die Leidmedien zum Nachschlagen und Umdenken empfehlen!

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4 Kommentare:

  1. Ich finde, man kann das nicht pauschalisieren. Ich denke mir oft genug "trotz" Diabetes! Oft genug "leide" ich darunter. Nur, weil es nicht bei jedem so im Einklag ist heißt das noch nichts... Für solche, die sich oft genug "trotz" anstatt "mit" Diabetes denken würde ich mri etwas mehr Verständnis wünschen!

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  2. Sorry, für mich ist es oft genug "trotz" Diabetes. Mit Respekt hat für mich auch zutun, solche Meinungen zu akzeptieren...

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  3. Hey, ihr beiden, ich will euch mal
    natürlich kann man nicht pauschalisieren und natürlich gelingt einem persönlich, inviduell als Typ-1er manches nur "trotz" Diabetes. Das Problem was Tine aber glaube ich vor allem anspricht ist die Außenwahrnehmung. Es geht darum, dass Menschen wie Steiner und andere erfolgreiche Menschen als erfolgreich "trotz" Typ-1 dargestellt werden. Das impliziert eine generelle Opfer- und Krankenrolle, in der sich viele Menschen einfach nicht wiederfinden. Es geht darum, dass Menschen aufgrund dieser Krankheit definiert werden, und nicht aufgrund ihrer Leistung. Ich glaube, Tine ist durchaus klar, dass es Typ-1-Menschen gibt vieles nur "trotz" Diabetes schaffen und ich denke auch, dass jeder Typ-1-Mensch zumindest schon so eine Phase erlebt hat.

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  4. Ich finde, du hast recht Tine! wir leben MIT dem Diabetes unserer kleinen Tochter und sie soll groß werden MITt Insulin von außen. Ich würde mir wünschen, dass alle Menschen egal MIT welchem Handicap (und ich sage extra nicht Behinderung, weil es soviel verhindert) das bestmögliche machen können. Und machen wir uns doch nix vor, es kann sowieso nicht jeder alles machen... wer oder was ist schon normal? Also müssen wir alle mehr oder weniger schlecht MIT etwas zurecht kommen. Nur manchmal braucht es Unterstützung - z.B. in der Schule, oder Akzeptanz. Aber dann geht ganz vieles MIT und nicht bloß "obwohl"

    Danke für deinen Denkanstoß
    Claudia

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