Donnerstag, 8. Oktober 2015

Gib dir mehr Zeit für dich!

Stress, Stress, Stress. Wenn mich jemand fragt, wie es mir geht, antworte ich meist ungefähr so: "Och, eigentlich ganz gut, viel Stress zur Zeit...". Irgendwann sagte mir eine Freundin, dass ich ja eigentlich immer im Stress bin. Ich musste darüber nachdenken, und sie hatte Recht. Tatsächlich geht es nicht nur mir permanent so, auch in meinem direkten Umfeld bemerke ich immer öfter, dass viele dauernd im Stress sind. Und so kam ich nicht umhin mich zu fragen, warum wir alle uns diese Scheiße eigentlich nonstop antun? Ich freue mich aufs Älterwerden, wirklich, aber ich möchte nicht die nächsten 40 Jahre permanent unter Stress stehen. Dafür ist mir mein Leben zu kostbar. Dass Dauerstress ein Phänomen unserer Zeit ist, muss ich euch sicher nicht erzählen. Dauerstress wirkt sich fatal auf den Körper und die Psyche aus. Es kann beginnen mit Schlafstörungen und körperlichen Schmerzen aller Art, gefolgt von Energieverlust, Konzentrations- und Gedächtnisproblemen, über Mehrarbeit ("Ich muss das jetzt alles noch schaffen."), Schuldgefühlen, Stimmungsschwankungen und starken Niedergeschlagenheitsgefühlen bis zu Motivations- und Interessenverlust und suizidalen Gedanken. Leistungs- und Lebensmut schwinden, und man steuert irgendwann auf eine vollkommene Erschöfpung zu. Sehr viele Punkte dieser Liste begleiteten mich über die letzten sieben Monate, viele davon sind nach wie vor in meinem Alltag präsent und hindern mich daran, mich meinen Aufgaben zu stellen. Und ich möchte wirklich nicht, dass es mir jemals wieder so schlecht geht. Zusätzlich kann sich Stress natürlich auch auf den Blutzucker und oder die persönliche Diabetestherapie auswirken. Das konnte ich die letzte Zeit auch sehr gut an mir beobachten und nach wie vor hat mich der Stress komplett aus meiner Routine herausgerissen und fest in seinen Händen.
Genug damit, dachte ich mir. Es reicht. Ich habe mir vorgenommen, den Versuch zu starten und mich ganz bewusst weniger Stress auszusetzen. Blöd nur, dass ich jetzt gerade extrem viel zu tun habe und eigentlich nonstop arbeiten müsste, um mein Pensum zu erfüllen. Dazu kommt, dass ich eine Person bin, die sich leider extrem leicht selbst schwer unter Druck setzen kann und dies auch permanent tut. 
Ich begann vor kurzem zu meditieren. Jeden Morgen 10 Minuten. Atem zählen, das Gewicht des Körpers spüren. Das hier soll jetzt aber kein Meditationsworkshop werden. Bitte lasst mich wissen, wenn euch dieses Thema interessieren sollte. Ich habe das Gefühl, dass das Meditieren mir tatsächlich schon geholfen hat. Ich war den Tag über ausgeglichener, weniger schnell genervt und mutiger. Leider muss ich mir eingestehen, dass die tägliche Meditation ihren Weg bisher nicht in meine nicht vorhandene Alltagsroutine gefunden hat. Ich würde es gerne nochmal versuchen, ich weiß aber nicht, ob ich es schaffen kann. Im Moment ist alles sehr schwer und anstrengend für mich. Selbst die Tatsache, dass sich gerade die Jahreszeit ändert und ich mich plötzlich anders anziehen muss, bereitet mir Bauchschmerzen. Und ich bin gerade wieder gestresster, denn je. Manchmal so sehr, dass ich, wenn ich abends nach Hause komme, absolut nicht zur Ruhe kommen kann. Dazu versuche ich gerade, regelmäßig und gut zu essen. Klappt leider auch nur semi-gut bisher. Ich würde gerne wieder laufen gehen, um einen Ausgleich zu haben und mich auspowern zu können, aber ich habe Angst davor, dass meine Leistung schlecht sein wird (was sie vermutlich auch sein wird), und das demotiviert mich extrem. 
Stress, Stress, Stress. Er ist in meinem Leben, es ist mir bewusst, ich möchte was verändern. Und trotzdem wird es immer mehr. Wie entkommt ihr der Stress-Spirale? 

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1 Kommentar:

  1. Hey, ich habe gerade über Lisabetes hergefunden :) Ich balanciere auch Typ I und Depression, und schaffe das mal mehr, mal weniger gut. Deinen Stress kenne ich auch - vor allem für meine Bachelor- und Masterarbeit habe ich teilweise bis zum Umfallen gearbeitet, manchmal 24 Stunden am Stück - gefolgt von Phasen, in denen es mich komplett überfordert hat, mir etwas Angemessenes zum Anziehen aus dem Schrank zu fischen, um zur Uni fahren zu können. Was mir hilft, sind zwei Dinge: erstens, Verantwortung abgeben. Ist schwierig und kostet Überwindung. Ich habe z. B. Freunde, die mir etwas zu essen kochen, wenn es mir nicht gut geht. Oder für mich einkaufen gehen. Oder mir mal eben einen Kaffee und fünf Minuten Pause aufdrängen. Oder für mich googlen, wie das Wetter wird, mir Hosen- und Shirtfarbe aussuchen, und mich mit dem Versprechen auf Schokolade ins Büro locken. Und im Notfall hab ich meine Mama, die mir anbietet, mal einen Tag einfach meine Wohnung zu putzen, damit ich mich in dem ganzen liegengebliebenen Dreck nicht mehr unwohl fühle und wieder neu mit wichtigen Dingen durchstarten kann. Ich hab mich am Anfang wirklich mies gefühlt, unzureichend, andere kriegen ihr Leben doch auch ohne Hilfe geregelt. Aber ich greife meinen Freunden ja auch unter die Arme, wenn sie mich brauchen - ich muss mich nicht schlecht fühlen, wenn sie mir Hilfe anbieten.
    Zweitens: loslassen. Ist noch viel schwieriger. Aber ich verbringe immer noch einen guten Teil meiner Stressphasen damit, mir Gedanken über den ganzen Stress zu machen. Ich verbiete mir mehr als zwanzig Minuten Mittagspause, oder esse direkt beim Lesen am Schreibtisch, Sport wird zugunsten wichtigerer Sachen aufgegeben - und im Endeffekt verliere ich die ganze eingesparte Zeit durch ausgiebigstes Jammern und Sorgen machen. Ich musste lernen, einen Schritt zurück zu machen und mich mal realistisch zu sehen. Ich bin nicht Superwoman, und ich kann keine sechs Stunden ohne Pause durchackern - ich kann nur sechs Stunden frustriert am Schreibtisch sitzen und mich ärgern, dass ich so dumm bin und nur die Hälfte meines Pensums schaffe. Ich kann aber zwei Stunden konzentriert arbeiten, mir dann eine Pause mit Freunden gönnen, und danach frisch motiviert wieder arbeiten gehen. Und wenn ich abends nach Hause komme, mache ich realistisch gesehen die ersten anderthalb Stunden auch nichts wirklich Produktives, außer mental To-Do-Listen aufzustellen und mich über mich zu ärgern. Stattdessen eine Banane reinpfeifen und joggen gehen ist da eigentlich 'ne valide Option. Ich habe allerdings drei Jahre Therapie gebraucht, um auch mal ohne schlechtes Gewissen Zeit so "vergeuden" zu können.
    So, da dein Post ja schon was älter ist, hoffe ich, du hast es mittlerweile gesund aus dieser Phase rausgeschafft ;) Aber die nächste kommt ja bestimmt...

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