Sonntag, 31. Dezember 2017

Ab ins neue Jahr! - Jahresrückblick 2017

Es fällt mir jedes Jahr ein wenig schwerer, einen ordentlichen Jahresrückblick zu verfassen. Vielleicht liegt das daran, dass Zurückschauen jedes Jahr ein wenig mehr weh tut, weil ich am eigenen Leib spüren kann, dass die Jahre immer schneller an mir vorbei ziehen. Wird das schlimmer, je älter man wird?
Wie auch immer: Das Jahr war für mich persönlich ein eher Gutes, auch wenn es weltpolitisch gesehen eher schwierig war und mich diese Themen im Alltag sehr beeinflusst haben und dies auch weiterhin tun. Trotzdem: Ich habe meine Thesis geschrieben und abgegeben (ihr könnt euch nicht vorstellen, was das für eine Arbeit war!!!), habe hart an mir selbst und meinen Beziehungen zu meinen Liebsten gearbeitet, habe viele Entscheidungen getroffen und nun... nun habe ich Angst vor 2018.
Es ist keine panische Angst; ich frage mich nur, was das kommende Jahr wohl alles so für mich bereit hält. Und während andere Freunde an ihren Fünfjahresplänen arbeiten, freue ich mich, dass eine kleine Wochenendreise im Februar schon fest steht und ich das Datum für meine Abschlussprüfung habe. Alles andere: ungewiss. Und das überfordert mich sehr.
Auch was die Diabetesthemen in meinem Leben angeht, weiß ich nicht, was im kommenden Jahr auf mich zukommen wird. Bleibe ich meinem jetzigen Sensor treu? Probiere ich Neues aus und werde ich überhaupt die Gelegenheit bekommen, was anderes auszuprobieren? Was ist mit einer Pumpe? Ich weiß ja schon lange, dass diese Therapie mehr Vorteile für mich bietet, aber werde ich mich 2018 mit einem der Modelle anfreunden können, die auf dem Markt sind?
Vor mir liegt ein ganz weißes unbeschriebenes Blatt, und in meinem Kopf herrscht ein ganz großes Chaos. Welchen Weg soll ich nur einschlagen und was will ich überhaupt vom Leben?

Wisst ihr was? Das Tolle ist, ich werde das alles in den nächsten Monaten herausfinden. Und auch, wenn es mir gerade noch Angst macht, wird es schon irgendwie werden. Denn am Ende wird es immer irgendwie. Bis dahin gibt es für euch an dieser Stelle aber noch einen kleinen Jahresrückblick meines Blogjahres 2017, wie in jedem Jahr (ich liebe Traditionen!). War ein schönes Jahr. Ein wichtiges Jahr. Danke, dass ihr mich auf meinem Weg begleitet, nun schon seit fast fünf Jahren! Danke an allen, die eine größere oder kleinere Rolle in meinem Leben spielen, on- und offline. Erst seit Kurzem oder schon seit Jahren. Ich freu mich auf alles, was da noch kommt - bis 2018! Rutscht gut rein! xoxo


Januar: Was ich gelernt habe

- Februar: Bewusstes Essen, neues Basal & ATTD-Konferenz in Paris

Ein Beitrag geteilt von tine (@saytine) am


- März: Muss halt & mit Ypsomed in Schottland



- April: Mir wird kotzübel


- Mai: Was kostet mich meine chronische Krankheit?, Die Lösung ist so einfach wie schwer zu ertragen & DDG Kongress in Hamburg



- August:Der Status QuoTief, tiefer, am tiefsten & Eine ungewohnte Situation


- September: Diabetes oder ein nächtlicher Heimweg zu Fuß, mein Geburtstag, Urlaub und der EASD-Kongress in Lissabon

Ein Beitrag geteilt von tine (@saytine) am


- Oktober: Diabetes in Frankreich, viel Bibliotheks-Arbeit, das BSL-Barcamp in Frankfurt, ein Thema, dass mich nicht mehr los lässt und die Diabetes-Charity-Gala

Ein Beitrag geteilt von tine (@saytine) am

Ein Beitrag geteilt von tine (@saytine) am



- November: Weltdiabetesmonat, Weltdiabetestag, die Kurve nach der Pizza und ein wichtiges Thema!

- Dezember: Zyklus-Round Up, Entzug & #icaneateverything!!!











<3

Freitag, 29. Dezember 2017

#icaneateverything 2017


2017 war essenstechnisch wirklich der Hammer! Auch in diesem Jahr habe ich der Welt wieder gezeigt, dass ich als junge Frau mit Typ-1-Diabetes alles essen darf! Auf ganz viele tolle kulinarische Erlebnisse in 2018!



(All das und noch viel mehr gibt's auf Instagram wie immer unter dem Hashtag #icaneateverything)

x

Donnerstag, 7. Dezember 2017

Entzug? - Ein Jahr nach dem Absetzen

Okay, gut. Ich gebe zu: Dieser Post kommt minimal verspätet. Inzwischen ist es nämlich nicht mehr ein Jahr, sondern schon 14 Monate ohne. Ohne was? Vor 14 Monaten habe ich die Pille abgesetzt. Was das für meinen Körper und meinen Diabetes bedeutet hat, schreibe ich nun für euch nieder.

Tl;dr - Es war die beste Entscheidung meines Lebens, auch wenn es kein einfaches erstes Jahr war und es sicher nicht unbedingt einfacher wird. Aber der Reihe nach:


Warum wollte ich die Pille absetzen? Hormone, Hormone, Hormone. Die Pille kommt mit Nebenwirkungen, die ich nicht mehr aushalten wollte. Sitzen wie unter einer Glasglocke, depressive Episoden, dünnes Haar und brüchige Nägel, wenig Libido und und und, nur damit ich einen vorgetäuschten regelmäßigen "Zyklus" habe und nicht schwanger werden kann? Irgendwie war ich nicht mehr bereit, all diese Dinge einfach so auf mich zu nehmen und dafür täglich eine Pille zu schlucken und das meinem Körper anzutun. Außerdem kannte ich meinen regelmäßigen, echten Zyklus gar nicht, kannte mein echtes Selbst im erwachsenen Zustand nicht ohne Hormone. Ein verrückter Gedanke, oder? Ich habe die Pille seit Teenagertagen genommen und hatte Angst, eigentlich eine vollkommen andere Person zu sein. Ich wollte mich endlich kennen lernen. Mein selbst, (halbwegs) erwachsen, mit Diabetes und ohne Pille.

Im Oktober letzten Jahres war es dann soweit: Ich nahm die letzte Pille am 18.10.2016 ein, es war ein Dienstag.

Ein Leben nach der letzten Abbruchblutung

Was nach der letzten Abbruchblutung folgte, sind nun im vergangenen Jahr die verschiedensten Zyklen, die ihr euch nur vorstellen könnt. Ich habe quasi einmal die bunte Welt der Zyklen durch gemacht: ganz kurze Zyklen, sehr lange Zyklen, die schmerzhaftesten und längsten Perioden, super kurze und leichte Perioden, PMS aus der Hölle, kein PMS whatsoever, Pickel im Gesicht so groß wie Fernseher, die kleinsten Pickelchen der Welt oder gar keine. Perioden, die ich nur mit Schmerzmitteln überlebt habe und das genaue Gegenteil, alles und nichts von all dem und noch viel, viel mehr. Dazu hatte ich die ersten Monate krassen Haarausfall und meine Haut hat sich radikal verändert. Außerdem existierte nun das totale Diabetes-Blutzucker-Zyklus-Chaos, jeden Zyklus anders - oh, was ein Spaß!

Von meiner Gynäkologin und vielen Freundinnen, die auch die Pille abgesetzt haben, weiß ich, dass es bis zu zwei Jahre dauern kann, bis der Körper sich auf normalen Betrieb umgestellt hat. Das wusste ich vor dem Absetzen und darauf habe ich mich eingestellt. Unser Körper ist auch was den Zyklus angeht keine Maschine. Jeder Mensch ist anders. Bei manchen hat sich der Zyklus nach drei Monaten "normalisiert", andere brauchen ein Jahr oder zwei oder haben niemals auch nur einen Zyklus der so ist, wie ein anderer. Kommt natürlich zusätzlich auch noch auf die Länge der Pilleneinnahme und die Art des Präparates, aber auch auf den eigenen Körper an.

Was ist neu? Ich habe im Laufe des Jahres eine etwas mehr zu Unreinheiten neigende Haut bekommen, eine Körbchengröße verloren (weil ja immer alle sagen, man nimmt nach dem Pille absetzen zu, aber auch das ist individuell), aber meine Haare haben sich nach dem Ausfall erholt und sind nun kräftiger und wachsen schneller als zuvor. Und auch meine Nägel sind gesünder, wachsen schneller, sind stabiler geworden. Mein Diabetes benimmt sich inzwischen etwas vorhersehbarer und auch meine Zyklen sind abschätzbarer geworden, auch wenn ich jedes Mal noch ganz unterschiedliche Stärken von PMS und Schmerzen generell habe. Ich benutze weiterhin Clue und tracke damit inzwischen Zyklus und Insulinempfindlichkeit, um eine bessere Übersicht zu bekommen. Ich habe durch NFP ein besseres Verständnis meiner Zyklen bekommen, nutze eine Menstruationstasse und habe mich durch beides noch intensiver mit dem Aufbau und den Funktionen meines Körpers beschäftigt, verstehe inzwischen auch, was mir wie gut tut und was zum Beispiel auch gut gegen Schmerzen bei mir funktioniert. Und psychisch? Geht es mir auch besser. Ich fühle mich, als hätte jemand die Glasglocke weg genommen. Es geht mir seltener richtig, richtig schlecht. Als hätte man mir den Schleier vom Kopf gezogen und ich habe eine klarere Sicht auf die Welt. Fühle mich insgesammt besser. Auch die Libido ist zurück gekommen.

Was erhoffe ich mir noch? Nun ist das erste Jahr vorbei und ich denke, meine Verwandlung ist noch lange nicht abgeschlossen. Ich hoffe, dass meine Zyklen noch regelmäßiger werden und auch mein Diabetes vorhersehbarer darauf reagiert, so dass ich da wirklich rechtzeitig handeln kann. Ich hoffe, dass meine Haut sich etwas beruhigen wird und irgendwann wieder zu einem klareren Hautbild zurückkehren kann. Und ich hoffe, dass die Schmerzen sich irgendwann auf einer mittleren Ebene treffen, anstatt mich ab und an einfach komplett weg zu knallen.

Wichtig zu wissen ist, glaube ich, dass falls ihr wirklich absetzen wollt oder vor Kurzem abgesetzt habt, dass alles, was dann auf euch zukommen kann, nicht passiert, weil euer Körper so scheiße ist und er ohne die "tolle" Pille nicht "richtig" funktioniert, sondern dass euer Körper verdammt nochmal Zeit braucht, sich nach langer Zeit mit Hormonen und künstlichem Zyklus zu regenerieren und überhaupt wieder so zu funktionieren. Dafür braucht man leider etwas, das sich Geduld nennt. Ja ich weiß, verrücktes Konzept.
Ich lese immer wieder, wie sehr das alles nach dem Absetzen nervt und wie sehr man sich einfach einen regelmäßigen Zyklus und keine Probleme wünscht, vor allem auch bezogen auf die Blutzuckerwerte. Es nervt mich auch alles, aber wer hormonfrei sein will, muss da wohl (meistens) durch. Und es wird besser! Ehrlich gesagt hat mich die Zeit nach dem Absetzen am meisten erschreckt, weil ich gesehen habe, was für einen großen Einfluss die kleine Pille auf meinen Körper hatte. Inzwischen bin ich ganz klar der Meinung, dass es eine der besten Entscheidungen war, die ich in meinem Leben getroffen habe. Ich wünschte mir sogar, ich hätte die Pille nie genommen. Ach, man bekommt sie doch so einfach als junger Mensch. Hauptsache nicht schwanger, nicht mit dem Körper auseinander setzen und tolle Haut, alles andere ist egal. Und es erschreckt mich, wie viele Frauenärzte die Pille mit wenig bis keiner Erklärung herausgeben oder regelrecht dazu drängen, die Pille einzunehmen. Auch erzählen viele von Partnern oder Ehemännern, die zur Pilleneinnahme drängen. Geht's eigentlich noch???


Wie sind eure Gedanken und Erlebnisse mit der Pille, eurem Zyklus und dem Diabetes? Wollt ihr vielleicht auch die Pille absetzen, zögert aber noch? Oder habt ihr Fragen zu Menstruationstasse oder Muttermund? Schreibt mir gerne!

x

PS: Das hier sind alles meine Erfahrungen und Gedanken als Cis-Hetero-Mensch mit Diabetes Typ 1 ohne weitere Erkrankungen. Natürlich weiß ich, dass es Menschen gibt, für die eine regelmäßige Pilleneinnahme aus verschiedenen Gründen oder auch wegen anderer Krankheiten absolut Sinn machen kann. Meine Erfahrungen und Gedanken dazu sollen keineswegs eure Erfahrungen und Gedanken unsichtbar machen oder ihnen die Wichtigkeit nehmen. Wenn die Pille für euch funktioniert, ist das großartig. Ich versuche lediglich Menschen, die Austausch zum Thema Pille absetzen mit Diabetes wollen, mit meinen Erfahrungen vielleicht eine Hilfe anzubieten.







Dienstag, 5. Dezember 2017

Zyklus Round Up #1

Hey!

Im Oktober hab ich euch vom Barcamp in Frankfurt und meiner coolen Diskussionsrunde zum Thema Zyklus und Diabetes erzählt. Seit dem musste ich viel über das Thema nachdenken, habe mit sehr vielen Menschen mit Zyklus und Diabetes gesprochen. Und natürlich habe ich auch weiterhin meinen eigenen Zyklus getrackt. Hierfür nutze ich aktuell die App Clue. Wenn ihr noch nichts von dieser App gehört habt, aber euren Zyklus tracken wollt, kann ich euch diese auf jeden Fall empfehlen. Aber keine Sorge, dieser Post ist weder gesponsert noch bezahlte Werbung. Ich liebe die App nur wirklich sehr und nutze sie schon echt lange.

Jedenfalls tracke ich fleißig und mir sind inzwischen ein paar Dinge aufgefallen. Diese möchte ich ab jetzt versuchen in einem regelmäßigen Monatszyklus Round Up für mich und für euch zusammenzufassen. Mal schauen, wo es mich und uns hin führen kann. Heute ist ein grober Umriss, ich werde schauen, was es in den nächsten Monaten noch so zu berichten gibt und ob das Thema spannend für uns alle ist. Also, auf los geht's los.

Einfacher, und viel cooler, wäre das ganze nun natürlich, wenn ich meine Blutzuckerverläufe mit meinem Zyklustracker verbinden könnte. Worauf warten wir eigentlich noch?

Und wenn ihr Bock habt, auf eurem eigenen Blog mitzumachen, nur zu! Ich freue mich drauf, wenn das Thema bald endlich kein Tabu mehr ist, sondern wir einen offenen Dialog führen können.


Zyklus Round Up Oktober/ November



Zykluslänge: 43 Tage

Haut: nicht von Pickeln verschont geblieben, besonders ab 1 Woche vor Menstruation geht es um Mund und Kinn los, dieses Mal aber nur kleinere Pickelchen

Um den Eisprung herum sehr wenig Energie, eher emotional.

Ab 3 Tage vor Menstruationsbeginn war ich extrem insulinsensitiv. Bereits kleinste Mengen Insulin ließen mich unterzuckern, allerdings nicht sofort, sondern immer erst einige Stunden später. Es folgen mehrere Nächte, in denen ich unterzuckert aufwache, bis ich verstehe, dass es an Insulinsensitivität durch aufkommender Menstruation liegen könnte und ich dann auch mein Basal etwas reduziere.

Ab Tag 2 der Menstruation wieder normal insulinsensitiv. Das muss man dann auch erstmal verarbeiten.

Neuer Zyklus startete: 01.12.

Schmerzen/ Krämpfe: vor der Menstruation gar nicht, zu Beginn über die ersten Tage dann doch stärkere Krämpfe, eine Schmerztablette

Sonstiges/ Besonderes: -

Ehrlich gesagt habe ich im Rückblick sehr häufig eine starte Insulinsensitivität entweder kurz vor oder zu Beginn der Menstruation, das ist mir in den letzten Monaten bereits aufgefallen. Fast nie brauche ich zusätzliches Insulin. Eher bin ich tief. Und so muss ich kurz vor meiner Periode häufig wirklich viel vorsichtiger sein mit meinem Insulin. Für den aktuellen Zyklus bin ich nun vorbereitet und warte gespannt.

Was habt ihr bisher während eures Zyklus gespürt? Braucht ihr mehr Insulin oder vielleicht weniger? Oder ist jeder Zyklus gleich? Lasst uns austauschen!

x



Freitag, 3. November 2017

ENDLICH!

Leute, ich schreibe diesen Text während einer Arbeitspause in der Bibliothek. Wie ihr sicher wisst, ist am 14.11. der Weltdiabetestag und in jedem Jahr hat dieser ein großes Überthema. Da ich das Thema dieses Weltdiabetestages noch nicht kannte, wollte ich kurz auf der Website nachschauen und wurde sehr positiv überrascht!

"Frauen und Diabetes - unser Recht auf eine gesunde Zukunft"

Poster von www.weltdiabetestag.de

Ich könnte gerade ein paar Freudensprünge machen, aber ich sitze in einer mucksmäuschenstillen Bibliothek. Wie passend! Wirklich, es ist an der Zeit, diesem Thema endlich die Aufmerksamkeit zu geben, die es braucht! Auf der Website steht: "Alle Frauen mit Diabetes benötigen einen erschwinglichen und gerechten Zugang zu Pflege und Bildung, um ihren Diabetes besser zu bewältigen und ihre Gesundheitsergebnisse zu verbessern." Ja, so ist es! Aber warum ausgerechnet Frauen, fragt ihr euch vielleicht an dieser Stelle? Vielleicht helfen euch da ein paar Fakten und Forderungen, die ihr ebenfalls auf der Website nachlesen könnt:

Frauen weltweit benötigen erschwinglichen und gerechteren Zugang zu Pflege und Bildung, Insulin und Technologie, um den Diabetes besser bewältigen zu können. Derzeit leben über 199 Millionen Frauen mit Diabetes auf unserer Erde. Zwei von Fünf Frauen sind im forpflanzungsfähigen Alter (Thema Diabetes und Menstruation! Thema Diabetes und Schwangerschaft! Thema Diabetes und Wechseljahre!). Frauen mit Typ-2-Diabetes haben fast 10-mal häufiger eine koronare Herzkrankheit als Frauen ohne. Frauen mit Typ-1-Diabetes haben ein erhöhtes Fehlgeburtenrisiko. Wir leben immer noch in einer Welt, in der (wenn überhaupt vorhanden!) Gesundheitssysteme nicht auf die spezifischen Bedürfnissen von Frauen mit Diabetes achten und nicht darauf eingehen. Alle Frauen mit Diabetes müssen Zugang zu essentiellen Diabetesmedikamenten- und Technologien erhalten, genügend Informationen fürs Selbstmanagement bekommen und können nur so optimale Ergebnisse in ihren Therapien erzielen! Eine Schwangerschaft mit Diabetes ist sowieso schon eine Risikoschwangerschaft. Schwangere müssen - sowieso schon - auf so viele Dinge achten. Es muss gewährleistet werden, dass schwangere Frauen mit Diabetes Zugang zu Vorsorge, Pflege und Bildung bekommen, um für die eigene Gesundheit und die des ungeborenen Kindes sorgen zu können! Beschäftigte im Gesundheitswesen müssen zum Thema Diabetes geschult sein, um die Frauen besser Informieren zu können und sie nicht alleine zu lassen. Thema Gewicht und Körper... UNDUNDUND. Leute! Es gibt so viel zu tun und es freut mich so unglaublich, dass der Weltdiabetestag sich in diesem Jahr um diese Themen drehen wird, denn das war überfällig. Hoffentlich können damit weite Kreise gezogen und langfristig etwas bewirkt werden!

Im Rahmen des diesjährigen Weltdiabetestages und des Themas "Frau und Diabetes" möchte ich heute dazu aufrufen, dass ihr mir, wenn ihr möchtet, eure Geschichten zum Thema schicken könnt. Ich würde dann - mit eurem Einverständnis und natürlich anonymisiert -  eine Auswahl im Laufe des Monats hier auf meinem Blog veröffentlichen, um noch mehr Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken. Lustig, emotional, wütend, alles ist erlaubt! Diabetes und Frauen in anderen Ländern, Diabetes und Wechseljahre, LGBTQIA+ Menschen mit Diabetes (Thema Gesundheitssystem etc.), Schwangerschaft und Geburt mit Diabetes, Hypoglykämie als Frau mit Diabetes, Menstruation und Diabetes, Mutter sein und Diabetes, Mutter und Tochter mit Diabetes, Frau und Diabetes... Wenn ihr eine Geschichte zum Thema habt und ihr die Kraft habt, diese zu erzählen und mit uns zu teilen, schreibt mir gerne an icaneateverything @ web . de ! 

x

Mittwoch, 1. November 2017

Re: Die Kurve nach der Pizza

Liebe Leute!

Es ist November, der Weltdiabetestag ist um die Ecke. Aber darum soll es heute und hier (noch) nicht gehen. Vergangene Woche postete ich ein Bild auf meiner Blog-Facebookpage und auf Instagram. Es zeigte mein Sensor-Messgerät und eine relativ gerade Linie auf dem Display. Dazu die Zahl 123, welche meinen damaligen Nüchternwert beschrieb. Am Abend zuvor gab es relativ spät Pizza bei mir. Ob die jetzt aus einer Pappverpackung kam, wie jemand unter dem Bild mutmaßte, ob ich sie unterwegs irgendwo im Gehen gegessen habe oder ob ich eben einfach spät abends noch in einem italienischen Restaurant saß, ist an dieser Stelle übrigens wirklich total egal. Fakt ist: Es gab Pizza und das zu relativ später Stunde. Eigentlich mein Absoluter Endgegner, vor allem in dieser Kombination. Vielleicht sogar der Endgegner von vielen von uns. 'Ne Menge Kohlenhydrate, aber auch ein fettiger, eiweißhaltiger Belag sorgen dafür, dass jede Pizza anders zu berechnen ist und jeder von uns selbst jedes Mal neu austarieren muss, wie er sie am ehesten behandelt, um nicht mit schwindelerregend hohen Werten aus dem Ganzen heraus zu kommen.


Egal ob auf Instagram oder auf Facebook, als Kommentar oder Nachricht, eure Reaktionen waren ungefähr gleich: Wie machst du das? Was ist dein Geheimrezept? Wie spritzt du für Pizza?

Eines vorab: Ihr glaubt doch hoffentlich nicht, dass das immer so aussieht bei mir, weil ich euch ein Mal ein tolles Bild meiner Kurve gezeigt habe (weil ich extrem stolz darauf war)? Ich wünschte zwar, dass ich jede Pizza so toll meistern könnte, in der Realität sieht es aber leider oft anders aus. Denn, wie schon gesagt (und es tut mir leid, wenn ich damit jetzt einige Diabetesneulinge demotivieren sollte, aber): Jede Pizza ist anders. Alle Pizzen sind unterschiedlich groß, haben unterschiedlich dicken Boden, sind belegt mit unterschiedlich viel Käse und sonstigen Zutaten und haben teilweise auch Zucker in der Tomatensoße. Von der Pappverpackung einer TK-Pizza bekommt man ja immerhin noch die Nährwerttabelle gratis dazu, aber die Pizza vom Imbiss oder aus dem Restaurant hat diese leider nicht in die obenauf gedruckt. Dazu gesellt sich mein jeweiliger eigener aktueller Zustand. Denn auch, wenn viele DiabetologInnen und DiabetesberaterInnen Menschen mit Diabetes am liebsten immer noch gleich und nach Schema F behandeln wollen, wissen wir, dass eben nicht nur Ernährung und Sport eine große und wichtige Rolle in der Therapie spielen und wir eben nicht alle gleich sind. Meine eigenen Erfahrungen und die, die andere Menschen mit Diabetes mit mir geteilt haben, sprechen Bände. So viel mehr muss bei der modernen Therapie heutzutage beachtet werden. Nicht umsonst arbeiten viele Menschen zum Glück inzwischen daran, Therapie zu individualisieren. Wie habe ich mich die letzten Tage ernährt, wie waren meine Werte über die letzten Tage, wie insulinempfindlich bin ich deswegen im Moment und wo in meinem Zyklus befinde ich mich eigentlich gerade? Das alles sind auch Dinge, die eigentlich im Alltag beachtet werden müssen, damit eine gute Therapie gewährleistet werden kann. Und jetzt mal Hand aufs Herz: Wer trackt das alles im Alltag und schafft es, all diese Dinge in seiner Therapie unter einen Hut zu bringen und trotzdem noch ein Leben zu haben?

Aber nochmal zurück zu dem, was ich eigentlich sagen wollte: Puh, Leute! Fragt mich bitte nie nach Spritz-Anleitungen! Ich dachte wirklich, wir sind darüber hinaus. Ich habe nie verstanden, wie Menschen mit Diabetes sich im Internet unter Bildern von Kuchen oder Pizza erzählen, wie viel sie dafür jeweils spritzen würden und andere das teilweise einfach so leichtsinnig übernehmen. Leute, das kann ganz schnell gefährlich werden! Macht euch das bitte bewusst. Das sind Dinge, die ihr zum Beispiel mit euren DiabetologInnen und DiabetesberaterInnen besprechen könnt, wenn sie euch im Alltag bewegen. Fragt sie beim nächsten Besuch, was sie euch zum Thema Pizza raten können, erzählt von euren Erlebnissen und tastet euch dann immer wieder ran. Aber ich bin keine Diabetologin. Ich kenne mich mit meinem eigenen Diabetes ganz gut aus, wage ich jetzt zu behaupten. Aber euer Diabetes ist nicht meine Baustelle.

Dieses Bild habe ich nicht gepostet, um darunter zu erzählen, wie genau ich für welche Pizza gespritzt habe. Denn das bringt einfach schlichtweg niemandem von euch etwas und kann sehr gefährlich sein! Ich habe es gepostet, weil ich stolz darauf war, dass mein Plan aufgegangen ist und ich das mit der Welt teilen wollte. Weil ich damit vielleicht etwas in euch bewegen wollte, ihr euch möglicherweise deswegen mal mit dem Thema Blutzuckerspitzen nach Pizza beschäftigen wollt oder mal wieder (mit eurer DiabetologIn) an eurer eigenen Therapie tüftelt, damit eure eigenen Werte so aussehen können. Weil ich Gleichgesinnte finden wollte, denen es mit Pizza ähnlich geht, die sich über solche Kurven auch freuen können, die sich für mich mit mir freuen, die ähnliches berichten können. Das ist für mich der Sinn hinter diesem Blog, und auch hinter jedem Bild oder Text, den ich poste. Stichwort Community.

x


Sonntag, 22. Oktober 2017

Dieses Thema lässt mich nicht mehr los!

An diesem vergangenen Wochenende war ich zu Gast beim allerersten deutschsprachigen Diabetes-Barcamp, veranstaltet von der Blood Sugar Lounge, für die ich ja auch regelmäßig schreiben darf. Ein Barcamp ist eine sogenannte Un-Konferenz und das Konzept des Barcamps wird seit vielen Jahren von den unterschiedlichsten Interessengruppen für offenen Austausch und Vernetzung genutzt. Die Themen und Sessions eines Barcamps werden im Gegensatz zu klassischen Konferenzen nicht im Voraus von den Veranstaltern geplant und festgelegt. Dafür ist es ausdrücklich gewollt und erwünscht, dass die Teilnehmer Session-Ideen zu Beginn des Barcamps selbst vorstellen und dann zusammen mit allen Teilnehmern am Morgen des Barcamps das Programm entstehen kann. Dadurch soll gewährleistet werden, dass Themen an die Tagesordnung kommen, die die Community wichtig findet und die uns am Herzen liegen. 

Teil des großen Ganzen

Natürlich wünschte ich mir unbedingt ein Teil dieser großartigen Sessions zu werden und mit Leuten über ein mir wichtiges Thema ins Gespräch zu kommen, um zu sehen, ob es anderen auch so am Herzen liegt. Ich habe mir also im Vorfeld unfassbar viele Gedanken zu möglichen Session-Themen gemacht, die ich gerne in diesem Rahmen anbieten möchte und schnell festgestellt, dass ich tatsächlich viele Anliegen habe, die ich in die Welt hinaustragen möchte und zu denen ich mir einen Dialog wünsche. Letzten Endes habe ich mich für das Thema Diabetes und Zyklus entschieden, weil ich finde, dass dieses große und vielschichtige Thema nach wie vor komplett unterrepräsentiert wird. Ich nannte meine Session „(Bloody) Hell?! - Diabetes und Zyklus“ und stellte sie ungefähr so vor: „Ein Thema, welches mir persönlich sehr am Herzen liegt und welches meiner Meinung nach leider komplett unterrepräsentiert wird. Diabetes und Zyklus, Diabetes und Hormone, Diabetes und Schwangerschaft, Wechseljahre… welchen Einfluss haben all diese Dinge auf unseren Blutzucker und wie unterscheiden sich oder helfen uns unsere Erfahrungen? All das möchte ich gerne mit euch diskutieren!“


Und dann ging's los!

Meine Session sollte um 12.00Uhr beginnen. Schnell füllte sich der Raum und ich habe mich sehr gefreut, dass das Thema doch für so viele spannend und wichtig zu sein scheint. Ich begann zu erzählen, warum mir dieses Thema überhaupt so am Herzen liegt: Vor genau einem Jahr habe ich die Pille abgesetzt. Das hatte verschiedene Gründe: Ich wollte keine Hormone mehr zu mir nehmen und wollte einen natürlichen Zyklus haben, außerdem habe ich immer öfter von Depressionen in Verbindung mit der Pille gelesen und da dies für mich die letzten zwei Jahre auch Thema war, hat es mich nachdenklich gemacht und ich wollte es einfach einmal ausprobieren. Zu Beginn hatte ich mir eigentlich gar nicht so viele Gedanken darüber gemacht, was das wohl für meinen Blutzucker bedeuten könnte. Denn mit Pille hatte der Diabetes quasi keinerlei Einfluss auf meinen Zyklus. In diesem Jahr ohne Pille hat sich aber nun tatsächlich einiges getan. Jeder Zyklus war anders, ich habe sie alle aufgezeichnet. Und auch der Blutzucker hat massiv auf alle Veränderungen während eines Zyklus reagiert - mal mehr, mal weniger. Alles, was ich bei dem einem Zyklus im Bezug auf meinen Blutzucker gelernt habe, konnte ich bei dem nächsten schon nicht mehr anwenden und umgekehrt. Nun ist meine Diabetologin keine Gynäkologin und meine Gynäkologin keine Diabetologin (so ist es bestimmt bei allen von euch der Fall), es gibt aber auch niemanden, der beide Themen komplett miteinander verknüpfen kann und die Schnittmenge dieser Gebiete bildet, um mich dahingehend zu beraten. Ich habe versucht, im Internet Infos zum Thema zu bekommen, aber viel öffentlich wird leider (noch!) nicht gesprochen. Und hier geht es „nur“ um das Thema Zyklus. Bei den Themen Diabetes und Schwangerschaft oder Diabetes und Wechseljahre, die mich momentan zwar beide nicht akut betreffen, über die ich mir aber doch ab und an Gedanken mache, weil sie mir beide irgendwann in meinem Alltag begegnen können, gibt es noch viel, viel weniger und das leider verbunden mit sehr viel Panikmache. 

Eines der Probleme, die sich aus der Diskussion an diesem Tag herauskristallisiert haben ist, dass der Zyklus bei jedem von uns anders Einfluss auf den Blutzucker nimmt. Das ist jetzt tatsächlich auch nichts gewesen, was mich massiv überrascht hat, schließlich sind wir einfach keine immer gleich funktionierenden Maschinen, egal ob beim Diabetes an sich oder bei dem, was auf den Diabetes einen Einfluss haben könnte. Warum aber wird über dieses komplexe Thema so wenig öffentlich berichtet? Egal, ob in Verbindung mit Diabetes oder alleinstehend, die Themen Zyklus, Menstruation, Schwangerschaft und Wechseljahre sind einfach nicht dauerhaft im öffentlichen Diskurs. Menstruation und alles, was damit zusammen hängt, ist immer noch ein „ekelhaftes“ Tabuthema. Schwangere sollen happy sein, aber es wird ihnen immer schwerer gemacht (Stichwort Hebammen, Krankenhäuser etc.) und am besten sollen sie auch bloß nicht öffentlich stillen. Die Wechseljahre werden höchstens dazu benutzt, blöde Witze zu reißen, wenn überhaupt mal darüber gesprochen wird. Und ich finde, das kann alles nicht mehr sein. Es ist 2017. Diese Themen sind Alltag für so viele, warum können wir die Probleme dann nicht WIRKLICH öffentlich besprechen? 

Ohne euch geht nix!


Ich kann behaupten, dass mit der Session nun ein Anfang gemacht ist und ich habe schon einige Ideen für die Nachbereitung in der Zukunft und darüber bin ich sehr froh. Die Stimmung im Raum war toll, wir haben rege diskutiert, waren respektvoll im Umgang miteinander und konnten uns wirklich sehr gut austauschen (obwohl die Zeit natürlich viel zu knapp war!). Danke nochmal an alle, die mit dabei waren und diese Session zu etwas für mich sehr Besonderen gemacht haben! Trotzdem - ohne euch alle da draußen gibt es da kein Weiterkommen. Was sind eure Erfahrungen zu Diabetes und Zyklus, Menstruation, Schwangerschaft oder Wechseljahren? Schreibt mir gerne!

x

Montag, 18. September 2017

Diabetes oder ein nächtlicher Heimweg zu Fuß

Hallo zusammen!
Bevor ich mich thematisch mit einigen Texten dem EASD in Lissabon widmen werde, möchte ich euch noch kurz von einer anderen Begebenheit erzählen.

Vor einigen Tagen bin ich mit ein paar Freundinnen spät abends zur S-Bahn-Station gelaufen. Eigentlich rechnete ich damit, diesen Weg alleine zu bestreiten, aber weil die Station für alle anderen auch irgendwie passend war, sind wir zusammen gegangen. So etwas freut mich immer. Auch, wenn ich mein wirklich schnelles Gangtempo etwas runterfahren muss, aber hey, zumindest muss ich nicht nachts allein zur S-Bahn gehen und habe tolle Begleitung. So oft passiert das nämlich leider nicht. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt, an solchen Abenden allein zur S-Bahn, allein nach Hause zu laufen, weil ich meistens in genau der anderen Richtung wohne. Auch wenn es nie Spaß macht und ich mich eigentlich nie ganz wohl dabei fühle - ich habe keine andere Wahl.

An diesem einen Abend hatte ich also ausnahmsweise großartige Begleitung auf dem Weg zur S-Bahn-Station. Als wir fast an besagter Station waren, mussten wir durch eine relativ dunkle Straße mit vielen Büschen und Zäunen, und eine meiner Freundinnen sagte: "Und HIER wärst du wirklich alleine lang gelaufen, Tine?". Ja, wäre ich. Wie schon gesagt, ich habe ja keine andere Wahl. Oft muss ich den Heimweg einfach allein antreten und auch, wenn es nie toll ist, hab ich mich inzwischen gezwungenermaßen daran gewöhnt.


Und ich begann nachzudenken. Über meine Krankheit und mich. Auch mit dem Diabetes ist es irgendwie so wie mit dem nächtlichen Heimweg. Manchmal habe ich ganz großartige Begleitung, mit der es Spaß macht, den dunklen, anstrengenden Weg zu gehen, aber sie ist nie selbstverständlich für mich. Sei es nun von meiner großartigen Diabetesberaterin und meiner Diabetologin, wenn ich Praxistermine habe. Oder von meinen Freunden, die sich auch mit ihrem Diabetes herumschlagen müssen und genau verstehen, wie es mir in einigen Situationen geht, weil sie es genau kennen. Oder von Familie, Partner und Freunden ohne Diabetes, die sich wegen mir mit mir und der Krankheit beschäftigen und mir immer zur Seite stehen, komme, was wolle. 
Am Ende des Tages muss ich aber doch ganz alleine mit meiner Krankheit klarkommen und mich gut um mich selbst kümmern. Ich muss selbst berechnen, wie viel Insulin ich mir spritzen muss und bin für meine Mahlzeiten, meine Bewegung, meinen Alltagsstress und meine Werte größtenteils selbst zuständig. Ich muss mich mit meiner Krankheit gut auskennen. Schnell kann es gefährlich werden. Oft zum Glück einfach nur nerven. Und viel im Kopf anrichten. Deshalb ist es umso schöner, wenn man den Weg ab und an in Begleitung gehen kann oder zumindest weiß, dass da immer jemand am Weg steht, falls man eine Hand braucht. Danke dafür - ihr wisst, wer ihr seid!

x




Freitag, 25. August 2017

Eine ungewohnte Situation

Hamburg. Ich saß mit einer Freundin in einem Café. Wir waren zum Mittagessen verabredet. Es gab Risotto mit Pfifferlingen. Ich spritzte meine entsprechenden Einheiten Insulin zum Essen. "Ich finde das sooo cool, dass du das einfach machst! Nadel rein, fertig! Richtig gut!". Moment mal - hatte meine Freundin mir gegenüber grade Anerkennung für das für mich ganz normale Insulinspritzen ausgesprochen? Das ist neu für mich, das ist ungewohnt. Normalerweise bekomme ich, wenn überhaupt, ausschließlich Sätze zu hören wie: "Also ich könnte das ja nicht!" oder "Das tut doch bestimmt weh, oder?", oder Leute verziehen schmerzhaft ihr Gesicht. Aber auf so eine ermächtigende und positive Art und Weise habe ich das selbst bisher noch nicht erlebt. Und ja, ich könnte das jetzt einfach so stehen lassen, es nicht so wichtig nehmen und weiterleben. Aber ich finde das schon eine eher besondere Reaktion von jemandem, der selbst sonst gar keine Berührungspunkte mit dem Thema Diabetes hat. 

Ein paar Wochen später treffen wir uns wieder, zum Frühstück. Es gibt Shakshuka und viel, viel Brot. Ich stelle am Pen meine Einheiten ein und spritze. "Das ist echt richtig gut, wie du das einfach so machst! Zack, rein! Finde ich echt klasse.", sagte sie wieder. Ich hielt kurz inne und freute mich ein Bisschen. Es tat einfach mal gut, sowas zu hören. Es bestätigte mich in allem, was ich hier schon verbloggt habe in den letzten vier Jahren. Manche von euch wären an dieser Stelle vielleicht schon genervt, ja, ich kann es geradezu hören, wie genervt ihr zum jetzigen Zeitpunkt von meiner Freundin sein würdet. Weil sie schon wieder das Gleiche gesagt hat, mich schon wieder so darauf angesprochen hat. Ist es nicht irgendwann mal gut? Müssen wir da ständig drüber sprechen? Und ich finde, da ist der Haken in unserer Gesellschaft. Wir ermächtigen und ermutigen und bewundern und komplimentieren uns viel zu selten gegenseitig, und wenn es dann mal jemand ehrlich und auf eine ganz natürliche Art und Weise macht, kann es schnell zu viel werden, wenn man mit so einer positiven und bewundernden Art konfrontiert wird. Aber wenn solche Sätze von Herzen kommen, spürt man das, und dann dürfen die ruhig direkt ins eigene Herz hinein. 

Ein paar Tage später. Wir treffen uns abends bei einer anderen Freundin, sind am Ende zu viert und trinken gemeinsam Wein. Vier wundervolle Frauen sitzen am Tisch, jede anders, jede hat ganz andere Erfahrungen gemacht und Zeiten erlebt, und doch und vielleicht gerade deswegen kommen wahnsinnig inspirierende Gespräche zustande. Was zu knabbern gibt's natürlich auch. Irgendwann messe ich und spritze, und meine Freundin hat dafür irgendwie immer ein Radar. Andere Menschen würden das gar nicht mitbekommen, weil es doch eigentlich super schnell geht, so zumindest meine bisherigen Erfahrungen. "Entschuldige, aber ich muss es dir wieder sagen. Ich weiß, ich sage es oft. Aber es ist einfach so. Ich finde es so klasse, dass du das hier einfach so machst und dann der Abend direkt weitergeht. So, als wäre es nichts.", sprudelte es aus ihr heraus. Auch die anderen Ladies, die vorher gar nicht wussten, was bei mir Sache ist, stimmten mit ein. So viel Anerkennung und Bestätigung für meine Insulinabgabe auf ein Mal gab's noch nie. Und es fällt mir nach allem, was ich im Leben selbst erlebt habe, auch wirklich schwer, das einfach so anzunehmen und mir einfach auch mal selbst auf die Schulter zu klopfen. Für mich ist es normal, aber für die Frauen, die hier sitzen, mit all ihren eigenen Alltagsproblemen und Normalitäten, ist es absolut cool, wie ich meine chronische Krankheit so locker zu meistern scheine. Natürlich kriegen sie die schlechten Tage nicht mit oder seltener, die Tage, an denen ich mich vielleicht echt nur widerwillig spritze, weil ich das Gefühl habe, dass es sowieso nur wie Wasser wirkt oder die Tage, in denen ich mit Traubenzucker in der Hand einschlafe. Aber genau für diese Tage packe ich mir die ganze Anerkennung in eine imaginäre Truhe und bewahre sie mir dann dafür auf.

Ehrlich gemeinte Anerkennung stärkt ungemein. Nicht nur für den Augenblick, sondern eben auch für spätere Zeitpunkte. Glorifizierung schafft allerdings Distanz. Der Grad zwischen ehrlich gemeinter Bewunderung und Anerkennung und Glorifizierung ist schmal und es liegt an uns, in entsprechenden Situationen zu erkennen, wie es vom Gegenüber gemeint ist. Ich bin kein Superstar oder keine Heldin, weil ich mich täglich mit meiner chronischen Krankheit beschäftigen muss. Ich bin aber auch kein Opfer, das nur mit Samthandschuhen angefasst werden darf. Dennoch finde ich es in einem freundschaftlichen Rahmen schön, wenn man sich gegenseitig ehrliche Anerkennung ausspricht oder sich sagt, dass man sich gegenseitig toll findet, wenn es die Situation anbietet. Und das nicht nur zu Weihnachten oder zum Valentinstag. Wir können nie genug positive Vibes haben, gerade heutzutage. Unsere Zeit hier auf der Erde ist begrenzt und es könnte jeden Tag vorbei sein. Sagt eurem Gegenüber, dass ihr sie oder ihn klasse findet, wenn ihr es denkt und fühlt. Sprecht eure Anerkennung aus und behaltet sie nicht für euch. Ihr füllt damit die Batterien eures Gegenübers auf und stärkt eure gemeinsame Bindung. Und das ist etwas Tolles.


via GIPHY


via GIPHY

Liebe Freundin, wenn du das liest: Hör bitte niemals auf so zu sein, wie du bist!

x

Dienstag, 22. August 2017

Tief, tiefer, am tiefsten

Im Moment bin ich manchmal tatsächlich täglich überrascht, wie gut ich das aktuell wieder mit meinen Werten hinkriege. Selbst Pizza ist gerade kein Problem für mich und meinen Blutzucker. Vor einigen Wochen schrieb ich noch, wie jeder Zyklus irgendwie anders meine Werte durcheinander bringt. Aber siehe da: Seit der letzten Periode läuft es irgendwie auf magische Weise. Oder liegt's auch an meinem Zutun? Vermutlich ist es eine Mischung aus Beidem.

Überrascht bin ich, weil ich wegen Zyklus und anderen spaßigen Dingen in den letzten Monaten schon irgendwie fast aufgegeben hatte, was das Herumprobieren und Verändern meiner Therapie angeht. Das ist manchen von euch jetzt vielleicht wieder ein Bisschen zu ehrlich, aber ich hatte einfach wirklich anderes im Kopf. Und ja, das ist nicht gerade vorbildlich für jemanden mit einer chronischen Krankheit. Aber wir alle kennen vermutlich solche Phasen, in denen es einfach Wichtigeres gibt und der Diabetes total in den Hintergrund rückt. Umso glücklicher bin ich gerade darüber, dass jene Phase nun endlich, zumindest vorerst, vorbei zu sein scheint. Ich betrachte meine Werte und kann es teilweise kaum fassen. Ich mache Dinge wieder richtig! Ich kann doch noch Kohlenhydrate schätzen! Es geht mir gut! Endlich mal wieder normale Werte und keine Berg- und Talfahrt auf dem Bildschirm. Zwar ist mein HbA1c gleich geblieben. Dennoch: das war eines unserer Therapieziele, den HbA1c halten und diesen nur ganz langsam senken. Das ist wie mit allen anderen Dingen im Leben: schnell schnell ist nie die gesündere Möglichkeit, egal um was es geht. Alles langsam verändern. 

Die für mich verrückteste Veränderung momentan ist, dass mein Körper wahnsinnig empfindlich auf das gespritzte Insulin reagiert, sobald ich generell bessere Werte halten kann. Das ist vermutlich bei vielen von uns so, überrascht mich aber jedes Mal wieder. Vor allem nach so einer Phase, wie ich sie jetzt hatte: mit vielen auch teilweise wirklich wahllos gespritzten und auch größeren Wutboli, die den Blutzuckerwert einfach nicht in den Zielbereich bringen wollten und vielen verzweifelten Stunden an der Wasserflasche und auf der Toilette, weil das Insulin einfach nur wirkte wie Wasser. Aber jetzt, jetzt wirkt es wieder. Und zwar gewaltig.

Letzte Nacht wachte ich gegen 2 auf und ich konnte bis 4 nicht mehr schlafen. Das lag zunächst einmal an einer heftigen Unterzuckerung, von deren Symptomen ich glücklicherweise aufgewacht bin. Zittern, schwitzen, ihr kennt das sicher. Ich checkte meinen Blutzuckerwert: LO. Ok. Das passte so ungefähr exakt zu meinem Körpergefühl. Zügig versuchte ich die Unterzuckerung mit flüssigem Zucker zu behandeln. Die Zähne waren natürlich schon geputzt, toll. Ich war genervt und müde. Und mit wenig Zucker war es auch nicht getan. Ne Viertelstunde später war ich immer noch ähnlich tief. Mehr Zucker. Viertelstunde später immer noch ähnlich tief. Noch mehr Zucker. Ich hatte echt die Schnauze voll und war müde. Die letzte Insulinabgabe fand vor 20Uhr abends statt. Das machte alles überhaupt keinen Sinn. Oder doch? 

Gegen 3Uhr ging es langsam Richtung Normalwert. Endlich. Schlafen ging trotzdem erst einmal nicht mehr. Jetzt hatte ich ja wieder super viel Treibstoff im Körper, ich stand quasi im Bett. Um 4Uhr dämmerte es draußen. Irgendwann habe ich es irgendwie wieder geschafft, einzuschlafen. Der Wecker klingelte um 8 das erste Mal, natürlich bin ich da nicht aufgestanden. Das ist ein Luxus, den ich mir im Moment glücklicherweise leisten kann. Geholfen hat es heute aber nicht wirklich. Der Tag war trotzdem durch für mich. Und ich musste mich eher versuchen oben zu halten.

Jetzt muss ich die nächsten Tage abwarten, geizig sein mit dem Insulin, vor allem abends, und dann schauen, ob sich dieses Spektakel wiederholen wird. Und vergleichen, Notizen machen, Schlüsse daraus ziehen. Also alles wieder von vorn. Bis es vielleicht wieder nicht mehr ausreicht. Im Moment ist es ein Spiel, welches ich nicht mehr so gerne spielen möchte. Wir können gerne hier an diesem Punkt bleiben, das Insulin normal wirken und meine Werte gut lassen, echt. Ich hätte damit kein Problem. Ich kann den nächsten Zyklus, in dem es wieder anders sein wird, aber schon beinahe riechen. Ein ewiges Hin und Her. Fast ein Bisschen wie damals mit der bescheuerten Remissionsphase. Wie lange noch? Und wie bei meinem letzten Eintrag wieder die Frage: Wie viel können wir leisten? 

x


Dienstag, 8. August 2017

Der Status Quo

Wie geht's euch? Es ist endgültig Sommer, und wie immer bedeutet das hier bei uns in der Community ein Bisschen Leerlauf, Sommerpause. Und die Bundesliga geht wieder los (dass ich solche Dinge mal wissen würde, hätte ich auch nicht gedacht). Im Moment arbeite ich viel, bin ein wenig gestresst und kann meinen kleinen Urlaub im September kaum erwarten. Dazu kommt, dass ich viel mit meinen Blutzuckerwerten kämpfe, in beide Richtungen. Esse ich nichts, geht alles klar. Ne Lösung ist das allerdings nicht. Esse ich, ist das Chaos fast vorprogrammiert. Aber irgendwie hat grade alles eine komische Wirkung auf meinen Blutzucker. Keine oder zu viel oder zu wenig. Woran liegt das? Sind es Nachwirkungen der Pille?

Vielleicht liegt es tatsächlich an meinen aktuellen Zyklen ohne die Pille. Man sagt ja, es dauert ungefähr zwei Jahre, bis sich der Körper nach der letzten Pilleneinnahme regeneriert hat. Auch bei Katharina ist das gerade Thema. Ich bin nun fast ein Jahr runter von dem Zeug, und immer noch sehr froh darüber, dass ich den Schritt im letzten Jahr gewagt habe. Es war mit Sicherheit eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Dennoch, nur mit dem Absetzen ist es an dieser Stelle offensichtlich leider nicht getan. Ich habe zum ersten Mal schmerzhafte Perioden, und zum ersten Mal seit Ewigkeiten das Gefühl, dass wirklich auch mein Blutzucker von meinen Hormonen beeinflusst wird. Dagegen tun kann ich erstmal nicht viel, außer beobachten, notieren, korrigieren und nicht aufgeben. Dass ich mich mehr und mehr mit Menstruationstassen auseinandergesetzt habe, hilft ein Bisschen (Wenn ihr da Fragen dazu haben solltet, könnt ihr euch gerne an mich wenden. Ich bin inzwischen Profi.), aber löst nicht alle meine momentanen Probleme.
Egal, ich bereue das Absetzen nicht. Nur könnte der Alltag langsam mal angenehmer sein.

Und während Fußballfreunde wohl den ersten Statistiken entgegenfiebern, muss ich mich fragen, wie ich meine eigenen Statistiken möglichst wieder unter Kontrolle bekommen kann. Wie schon gesagt, ich beobachte, ich notiere und korrigiere. Aber ich frage mich: Wie viel können wir selbst leisten? Jeder Zyklus verläuft im Moment anders. Mal bin ich während meiner Periode super insulinempfindlich, mal wirkt das Insulin wie Wasser und ich komme nicht mehr runter von den hohen Gipfeln. Am Liebsten würde ich mich aktuell einfach an ein Closed-Loop-System anschließen lassen und mich um nichts weiter mehr kümmern müssen. Ich kann eben nur so viel tun, um meinen Blutzucker irgendwie halbwegs im Zaum zu halten. Ich kann mich nicht 24 Stunden am Tag damit auseinander setzen. Dafür reichen meine Ressourcen und Kapazitäten nicht. Ich kann nur hoffen, dass mein Körper sich irgendwann entscheidet und alles etwas vorhersehbarer wird.

Aber, haha, seit wann entscheidet sich der Diabetes für Vorhersehbarkeit?





Dienstag, 16. Mai 2017

Was kostet mich meine chronische Krankheit?

Ich meckere viel, aber ihr könnt euch drauf verlassen, dass das hier immer Meckern auf hohem Niveau ist und ich ganz genau weiß, wie gut wir es hier eigentlich haben mit unserer Versorgung.
Gestern ging es darum, dass der Diabetes eine chronische Krankheit ist, die uns gerne mal mit unerwarteten Überraschungen nerven kann. Viele von euch werden mir da sicher zustimmen können.

Die Alltags-Kosten meines Diabetes allerdings überraschen mich da schon weniger. Ich weiß, was ich bezahlen muss, wenn ich in die Apotheke gehe und mir mein Insulin abhole und ich weiß, was ich zuzahlen muss, wenn eine neue Bestellung Sensoren ihr Lager verlassen und sich auf den Weg zu mir machen soll. Da sind wirklich keine Überraschungsmomente mehr dabei.

Dass medizinische Versorgung viel Geld kostet, wissen wir. Ich möchte heute aber den Blick mal kurz vom Geld abwenden und das heutige Thema der Diabetes Blog Week nutzen, um mit euch zu überlegen, was der Diabetes uns eigentlich sonst noch kostet.

Diabetes kostet mich Zeit. Ich lebe nun schon mehr als 1500 Tage mit Diabetes und habe diese Krankheit vermutlich bis zum Ende meines Lebens. An jedem dieser Tage musste ich mehrfach meinen Blutzucker bestimmen und im Auge behalten, die Kohlenhydrate meines Essens berechnen, Insulin errechnen, Insulin spritzen, oft auf Unter- oder Überzucker reagieren, meinen Alltag mit dem Diabetes abgleichen. Diabetes ist ein 24/7-Job, für den es keinen Lohn und keine Urlaubstage gibt. Diabetes hat mich schon so viele Stunden Schlaf gekostet, oder Zeit, in der ich mich wohl und gut fühlen hätte können, das glaubt ihr nicht. Er kostet nicht nur mich Zeit, sondern auch alle Menschen, die regelmäßig mit mir zu tun haben. Und diese Zeit gibt's nicht zurück, die ist einfach weg. Diabetes kostet mich Zeit.

Diabetes kostet mich Freiheit. Ich kann nie einfach so ohne Tasche mit Pens, Messgerät und Zucker das Haus verlassen. Nie. Diabetes kostet mich Freiheit.

Diabetes kostet mich Nerven und Kraft. Besonders an den Tagen, an denen es mir nicht gut geht oder an denen es mit dem Diabetes nicht so gut läuft, zieht mich der Diabetes noch viel mehr runter. Ständig denkt man an seine Krankheit, immer läuft sie im Hintergrund mit. Scheißegal, ob es gerade passt oder nicht. So kann eine schlaflose Nacht direkt noch blöder sein, weil sie einem nicht nur Schlafzeit, sondern auch die Energie für den nächsten Tag raubt. Wenn der Blutzucker einfach nicht runter gehen will und der Wecker in 3 Stunden klingelt, leert das die Batterien und raubt einem den letzten Nerv. Diabetes kostet mich Nerven und Kraft.

Diabetes kostet mich Gesundheit. 
Gesundheit ist unser wichtigstes Gut. Wenn ich mich schlecht behandle oder mich nicht gut um mich kümmere, kostet der Diabetes mich meine restliche Gesundheit. Wenn meine Blutzuckerwerte nicht passen, fühle ich mich nicht fit und leistungsfähig wie ein gesunder Mensch. Diabetes kostet mich Gesundheit.

Diabetes kostet mich Momente und Erlebnisse. Beim Sex unterzuckern macht keinen Spaß. Zwar ist es eigentlich kein Problem, trotzdem kann der Moment schnell mal davon kaputt gemacht werden. Am anderen Ende der Welt die tollste Wandertour geplant zu haben und dann will der Blutzucker einfach über Stunden vorher nicht hochgehen, sodass die Wandertour abgesagt werden muss. Scheiße. Während eines Konzertes unterzuckern und dann die Menge verlassen müssen, weil man sich so schlecht regenerieren kann, wenn um einen herum alle tanzen. Ich könnte noch tausende andere Beispiele aufzählen, in denen der Diabetes ein Arschloch sein kann. Diabetes kostet mich Momente und Erlebnisse.

Das alles und noch so viel mehr kostet mich der Diabetes und das wollte ich heute einmal mit der Welt teilen, denn grade gesunden Menschen ohne Diabetes ist oft nicht klar, was diese Krankheit für ein Leben bedeuten kann.

x

Montag, 15. Mai 2017

Die Lösung ist so einfach, wie sie schwer zu ertragen ist

Das Leben läuft nach seinem eigenen Programm ab. Jeder Tag ist anders, und dennoch gibt es im Alltag Dinge, die wir (aus Routine) vorhersagen können und von denen wir wissen, dass sie passieren werden. Sowas kann uns ein gutes Gefühl geben, weil wir uns in der Routine und mit dem Wissen sicher fühlen können. Aber gerade weil das Leben nach seinem eigenen Programm abläuft, gibt es viele Dinge, die wir einfach nicht oder nur sehr bedingt beeinflussen können.

Den Diabetes zum Beispiel. Klar, bis zu einem gewissen Grad sind wir dafür verantwortlich, dass die Werte passen, dass wir alles, was wir brauchen, immer mit uns herumschleppen, bloß nichts vergessen und alles richtig machen. Aber selbst wenn wir 1000% vorbildliche Patienten wären, kann der Diabetes einem trotzdem immer wieder einen Strich durch die Rechnung machen (das ist übrigens nicht nur mit dem Diabetes so, das ist das gleiche Spiel mit sämtlichen anderen chronischen Krankheiten und vor allem auch mit der psychischen Gesundheit!). Unsere Körper sind keine Maschinen und so wird aus Routine schnell mal das große unerwartete Chaos ohne Licht am Ende des Tunnels. Und was mache ich dann? Gibt es irgendwelche Tipps, wie man das schlimme Unerwartete leichter erträglich machen kann oder wie man sich für solche unerwarteten Fälle besser vorbereiten kann?


Klare Antwort: Nein. Man wächst da rein, so wie man in alles reinwächst, was einem das Leben bietet, und dann wird man hoffentlich allmählich lockerer und die Sachen werden immer einfacher.
Ich schwöre, Leute, das ist wie mit diesem "Erwachsenwerden": Früher dachte ich, dass ich mit Mitte 20 das Leben verstanden haben werde, ich alles unter Kontrolle haben werde und alles einfacher sein wird. Heute weiß ich: All die Fragen und Probleme, die mich schon immer beschäftigt haben, werden mich mein ganzes Leben lang beschäftigen, nur dass ich immer besser damit umgehen kann, weil ich dazugelernt habe und immer weiter dazulerne.
Natürlich kann ich für ein paar Stunden außer Haus für den Fall der Fälle immer zwei Ersatzpens, einen Insulinvorrat für vier Wochen und fünf Extra-Sensoren einpacken und für immer einen schweren Koffer mit mir herumtragen. Und trotzdem passiert am Ende irgendetwas total Unerwartetes, auf dass ich mich gar nicht vorbereiten konnte. Aber das ist okay! Denn daran wird nichts zugrunde gehen.

Es gab Zeiten, da haben mich solche Situationen wütend und traurig gemacht und ich wusste nicht, wie ich mit dem "Versagen" meinerseits umgehen sollte. Irgendwann habe ich auch für mich verinnerlicht, dass ich einfach nicht alles perfekt machen kann, weil ich kein Roboter bin. Ich konnte lernen, damit umzugehen, indem ich vor allem auch darüber geschrieben habe. Das war mein erster Schritt in die richtige Richtung. Und dann war alles raus und ich konnte allmählich lockerer werden, besser mit mir selbst umgehen, solche Momente nicht als versagt abstempeln und daraus lernen. Und so mache ich es auch jetzt noch.

Vielleicht klinge ich jetzt kitschig, weil ich das Folgende verinnerlicht habe. Vielleicht ist es aber auch nur ein Ergebnis dieses "Erwachsenwerdens": Alles ist ein Prozess und der Weg ist das Ziel. Vielleicht wird es auf dem Weg nebliger, aber das Lenken wird einfacher ("Life gets foggier, but steering gets a little easier" - das fand ich ein wunderschönes Bild zum Älterwerden generell, das passt aber auch hier und heute ganz gut, finde ich! Aus dem Pitchfork-Interview mit Feist im April: http://pitchfork.com/features/interview/10057-hard-feelings-a-conversation-with-feist/). Wenn wir das verstanden haben, geht's eigentlich mit dem Rest. Oder?

Habt alle eine schöne Woche!

x

PS: Dieser Blogpost wurde inspiriert vom heutigen Thema der jährlichen Diabetes Blog Week von Bitter Sweet Diabetes. Ich nehme zwar nicht offiziell teil, aber habe mir dennoch vorgenommen, täglich einen Post zum Tages-Thema zu schreiben.

Samstag, 8. April 2017

Mir wird kotzübel...

Darf ich mich freuen? Seit der Basalinsulinumstellung läuft es bei mir echt ganz gut. Ich bin gerade endlich mal wieder höchstmotiviert, und die dazu passenden Werte-Kurven auf meinem Bildschirm zu sehen gibt mir unglaublich viel. Die sind nämlich spitze, also sehr gleichmäßig! Ich bin endlich, endlich über 70% der Zeit in meinem Zielbereich. Das tut sooo gut! Und es hält die Motivation natürlich oben und spornt mich an, genau so weiter zu machen, wie ich es jetzt gerade tue. Es fühlt sich gut an, ich habe Energie und schlafe weitaus besser. Und das alles nur, weil ich das Basalinsulin gewechselt und an meiner Unterzuckerungsangst und meinen Gewohnheiten gearbeitet habe. Das hat lange gedauert und wegen dieser habe ich immer erst lange nach den Mahlzeiten für mein Essen gespritzt, was oft zu sehr ausgeprägten Spitzen und viel Zeit mit hohen Werten geführt hat. Mittlerweile spritze ich meistens vor dem Essen - zwar immer noch vorsichtig, aber es wird von Tag zu Tag besser. Ich werde mutiger und lerne meinem Körper und meinem Kopf wieder zu vertrauen.

Trotzdem schaffe ich es leider nicht immer. Zum Beispiel wenn ich unterwegs bin, etwas aus der Hand esse, es kalt ist oder ich mit Freunden unterwegs bin und wir uns dem schnellen und stressigen Takt der Außenwelt fügen, so dass ich nirgends kurz mal runter kommen und den Pen auspacken kann. In solchen Momenten wünsche ich mir dann eine Pumpe, denn mit einem Pen unterwegs schnell zu spritzen, ohne kurz den schnellen Augenblick zu unterbrechen, gerade wenn man mehrere Lagen Kleidung trägt, das funktioniert fast nicht (wie ihr wisst, bin ich einer Pumpe ja tendentiell sowieso nicht abgeneigt, ich habe nur "mein" Modell noch nicht gefunden). Irgendwann vergesse ich dann, dass ich eigentlich noch spritzen muss und spüre nur noch, wie mich eine plötzliche Übelkeit überkommt. Körper gewöhnen sich ja so schnell um! Ein paar Wochen mit guten Werten und ZACK! wird mir bei Werten über meinem Zielbereich übel. Vor einigen Wochen noch hielt ich Stunden mit hohen Werten aus, ohne auch nur irgendetwas zu bemerken. Nun also wird es wirklich schnell unangenehm für mich, wenn ich es einmal vergesse, direkt zu spritzen. 

Da fällt mir direkt ein: Hat jemand schon Erfahrungen sammeln können mit dem neuen superschnellen Insulin Fiasp? Wenn ja, berichtet gerne! Ist es wirklich so schnell? Weil das in einer solchen Situation natürlich unglaublich fix aus der Situation helfen könnte... 

Ich fühle mich irgendwie wieder wie eine Anfängerin, und naja, nach vier Jahren ist das vielleicht auch manchmal noch okay. Jetzt heißt es also weiterhin dranbleiben, nicht nachlassen und weiter optimieren, um meine Therapie endlich mal wieder so richtig auf die Reihe zu bekommen! Kennt ihr das? Wird euch auch so schnell so unglaublich übel? 

x

Donnerstag, 9. März 2017

Muss halt

Moin!

Manchmal hab ich einfach keinen Bock. Auf ganz unterschiedliche Dinge.

Heute hatte ich dieses Gefühl, als ich einen neuen Sensor setzen wollte. Die Zeit des alten war abgelaufen und der neue lag schon bereit und hat darauf gewartet, angelegt zu werden. Und ich? Ich hab mir zu viele Gedanken gemacht. Mal wieder. Nämlich um die Setzstelle.
Versteht mich nicht falsch, ich bin unheimlich dankbar, dass die moderne Sensortechnik in meiner Therapie Einzug gehalten hat und mich dabei unterstützt. Ich könnte mir meine Therapie im Moment nicht mehr ohne Sensoren vorstellen. Es ist mir im Alltag wirklich eine enorme Stütze und meine Fingerkuppen danken es ebenfalls. Trotzdem,... manchmal hab ich einfach keine Lust drauf. Keine Lust eine Stelle auszusuchen, keine Lust den Sensor zu setzen, keine Lust mich darum zu kümmern.

Eine geeignete Stelle zu finden macht mir im Moment wirklich zu schaffen. Denn ich bin zur Zeit scheinbar in einer komischen Phase. Ich finde den Sensor hässlich und möchte ihn nicht sehen. Am Besten nie. Außerdem hatte ich Probleme mit ein paar Sensoren an meinen Armen, so dass ich die letzten Sensoren alle auf dem Rücken getragen habe. Ja, richtig, auf dem Rücken! Natürlich nicht so mittendrin, schließlich muss ich auch noch rankommen. Ich habe die letzten Sensoren alle so auf der Stelle zwischen Schulterblatt, Schultergelenk und Brust getragen, quasi da, wo der BH-Träger grade so vorbeigeht. Dort war er sehr komfortabel zu tragen, hat mich aber trotzdem noch nicht 100% zufrieden gestellt. Und an den Arm möchte ich den Sensor grade irgendwie nicht setzen. Bein oder Bauch kommen auch nicht in Frage. Irgendwie ist da gerade was im Busch bei mir, und es gefällt mir so ganz und gar nicht. Woher kommt das plötzlich? Hässlich fand ich den kleinen Sensor schon immer. Ihr müsst zugeben: eine Augenweide ist er wirklich nicht. Aber irgendwie beginnt er mich mehr und mehr zu stören, nur durch seine pure Existenz.

Und auch Tapes, hübsche Bildchen oder Glitzer können daran nichts ändern. Natürlich könnte ich ein paar Tage sensorlos gehen. Das wiederum... möchte ich aber auch nicht. Denn ich weiß genau, dass ich dann wiederum in eine Phase kommen würde, in der ich per Pieks meinen Blutzucker höchstwahrscheinlich nicht messen würde, aus Gewohnheit, aus Faulheit, aus so vielen anderen Gründen. Ich habe super Werte, aber ich weiß ganz genau, dass kein Sensor = kein Messen.

Und ja, ich weiß, dass es ein verdammtes Privileg ist, sensorunterstützte Therapie zu haben und auch bezahlt zu bekommen und ich bin unfassbar dankbar darüber und beschwere mich trotzdem über diesen einen Aspekt meines Diabetes. Weil es Teil von etwas ist, was ich nicht wollte. Weil ich mir diesen Job nicht ausgesucht habe. Normalerweise sucht man sich seinen Job doch aus, oder? Vor allem, wenn es eine 24/7-Stelle ohne Urlaubstage oder Bezahlung ist. Und das ist der Diabetes eben.

Ich komme mit dem Sensor klar, aber...
Was heißt das? Die Sensoren sind, meiner Meinung nach, noch nicht klein genug, die Systeme noch nicht hübsch genug, alles noch nicht ausgeklügelt und fein und durchdacht genug. Wenn man mal persönliche Probleme damit entwickelt, wird es schnell ein Kampf. Und das Leben mit Diabetes hält ehrlich gesagt schon genug bereit. Ein weiterer Appell also an alle Firmen, die sich mit diesen Themen auseinander setzen, Systeme zu entwickeln, die zu vielen Menschen und Leben und Geschichten passen. Die Zukunft steht vor der Tür, ich glaub fest daran! Wenn ihr wissen wollt, was die unterschiedlichen Menschen für ihre unterschiedlichen Leben mit Diabetes brauchen, dann hört einfach mal aufmerksam in die Community hinein. Hört zu! Fragt nach! Wenn Thema Nummer 1 das Geld ist, dann läuft da definitiv noch was falsch.

Also werde ich es jetzt einfach so machen, wie ich das jeden Morgen mit dem Laufen mache: Ich denke nicht weiter drüber nach und setze den Sensor einfach irgendwo, wo er schon mal gut saß. Und dann leb ich damit, weil die anderen Möglichkeiten aktuell auch nicht in Frage kommen. So wie ich auch jeden Tag mit dem Diabetes lebe. Muss halt.

PS: Der Diabetes geht immer noch nicht mit Zimt oder Aryuveda weg. Verrückt, oder?


Montag, 13. Februar 2017

Naja, zaubern können wir noch nicht

Vorletzte Woche war es soweit - nach fast vier Jahren mit meinem NPH-Basalinsulin habe ich ein neues Basalinsulin bekommen. Das kam so:

Im Moment treffe ich mich sehr regelmäßig mit meiner Diabetesberaterin. Ziel ist es, meinen HbA1c nach einer eher schwankenderen Phase wieder zu halten und dann irgendwann wieder zu verbessern. Schritt für Schritt. Deswegen sehen wir uns in monatlichen Abständen, besprechen meine Sensor-Kurven akribisch, rätseln und reden einfach viel über mein Leben und meinen Alltag. Hier und da experimentieren wir gemeinsam mit mehr oder weniger Insulin oder versuchen mir Teile meiner Therapie einfacher zu gestalten, so dass es mir insgesamt leichter fallen würde, im Alltag gleichmäßigere Werte halten zu können. Bei unserem letzten Treffen fiel dann auf, dass ich, obwohl ich inzwischen zwei Mal pro Tag das Basalinsulin spritze und sonst alles gleichbleibend war, gerade meine Nachtkurven, aber auch die Kurven tagsüber unter Normalbedingungen einfach nicht gleichmäßig halten kann. Das NPH-Insulin hat einfach eine eher ungleichmäßige und kurze Wirkkurve und passt so nicht mehr zu mir und dem, was ich im Alltag benötige. Also überlegten wir hin und her und entschieden, ein neues Basalinsulin zu testen, welches eine andere, viel gleichmäßigere und längere Wirkkurve hat.

Und, wie zeigt es seine Wirkung?

Ich nutze das neue Insulin nun seit ungefähr zwei Wochen und bin hin- und hergerissen. Meine Kurve spinnt total und gleichmäßig gut war bisher eine einzige Nacht, die letzte nämlich. Das trübt die Stimmung natürlich erst einmal ungemein. Zwar bin ich wahnsinnig froh darüber, dass ich meine Kurven tatsächlich dank Sensor so genau verfolgen kann, um das jetzt so beobachten zu können. Teilweise kommt es mir nun aber sogar so vor, als wären meine Werte im Durchschnitt wieder schlechter als zuvor. Was ist da los? Sollte es nicht genau andersrum sein? Bin ich zu ungeduldig? Ich hab anstrengende Tage vor mir und möchte gerade meine Energie nicht unbedingt durch schlechte Blutzuckerkurven verlieren. Auch meine Schlafqualität leidet schon enorm unter den teilweise wirklich blöden Werten. Was ist also nun zu tun? Dranbleiben, weiter machen und beobachten? Dosis erhöhen und Unterzucker riskieren? Für Experimente habe ich in einer vollgepackten Woche, in der ich viel unterwegs sein werde wirklich keine Nerven. Unterzucker möchte ich soweit es geht vermeiden, also werde ich die nächsten Tage einfach noch weiter beobachten und hoffen, dass mein Körper einfach eine Eingewöhnungsphase braucht.

Wie läuft das bei euch ab, wenn ihr ein Insulin wechselt? Kennt ihr diese Erlebnisse auch?

x

Mittwoch, 8. Februar 2017

Bewussteres Essen und Leben - 12 Punkte

Wir sind bereits schon lange im neuen Jahr angekommen. Na, wen von euch hat der Alltag schneller eingeholt, als ihm lieb ist? Wer isst in der Mittagspause seinen #saddesklunch wieder alleine vor dem Bildschirm, während die Arbeit weiterhin die Aufmerksamkeit braucht? Wer nimmt schon wieder den Fahrstuhl statt der Treppen?
Wer meinen letzten Post (den mit der Gif) aufmerksam gelesen hat, dem wird aufgefallen sein, dass ich im Moment zwar meine Diabetestherapie ganz allgemein verbessern konnte und mich über bessere Werte freuen darf (alles hart erarbeitet), aber sich das natürlich auch an der Lieblingsjeans bemerkbar macht. Wer nämlich lange Zeit mit eher bescheidenen Werten zu kämpfen hatte, verliert schneller an Gewicht, als er "Milchbrötchen" sagen kann. Und wenn's mit den Werten dann endlich wieder klappt, holt der Körper sich alles im Eiltempo zurück - und oft noch mehr, das berühmte Polster für schlechte Zeiten, ihr kennt das sicher.

Deswegen mache ich mir im Moment mal wieder sehr viele Gedanken um meinen Alltag und meine Ernährung (Oh, wie kann man ein Thema so lieben und gleichzeitig so hassen?). Denn wie ich schon im letzten Post schrieb: Egal, wie okay du mit dir selbst bist, wie body-positiv du dich durchs Leben kämpfst, wie sehr du versuchst, ein gutes Beispiel für andere zu sein: wenn die Lieblingshose kneift, ist das alles ganz schnell Nebensache. Denn schließlich ist es genau diese eine Hose, die immer, immer, immer so gut passte und die so natürlich nicht mehr hergestellt wird.

Viele Bücher habe ich über die Jahre schon zu dem Thema gewälzt und auf zu vielen Seiten im Internet recherchiert. Ich glaube nicht an Diäten und kurzfristige Erfolge oder ominöse Tipps um schneller Fett zu verbrennen. Schon gar nicht, wenn eine Diät mir Lebensmittel verbietet oder vorschreibt. Ich glaube an ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und Obst und wenig bis keinen tierischen Produkten, wenn dann soweit es einem möglich ist von guter Qualität. Ich glaube an bewusstes Essen und bewusstes Leben. Ich glaube nicht an Verbote. Ich möchte keine Kalorien oder Punkte zählen. Schließlich ist das Thema Essen dank Diabetes sowieso schon mit zählen und Bewerten vergiftet. Und inzwischen gibt es auch genügend Studien zu all diesen Themen, die mich in meinem Glauben bestätigen.

Was mache ich also jetzt? Ich habe bemerkt, dass ich mich mit der Zeit, obwohl ich bessere Werte habe, vom bewussten Essen und Leben im Alltag ein wenig entfernt habe, und da können mir vielleicht viele von euch zustimmen. In der heutigen Zeit sitzt man halt mittags mal mit dem Handy über dem Schreibtisch-Mittagessen, rennt von A nach B, während man schnell den Snack in sich reinstopft oder vergisst, genügend Wasser zu trinken. Und ich habe jetzt entschieden, mich dem bewussten Essen und Leben wieder mehr zu widmen, um wieder ein besseres Gefühl für all das zu erlangen.

Es sind eben am Ende jeden Tages die kleinen Dinge, die ich mir aber doch oft im Alltag bewusst machen muss. Jeden Tag wieder. Die aber am Ende einen kleinen Unterschied machen können. Ich habe nachfolgend 12 Punkte versammelt, die euch alle bekannt sein dürften. 12 Punkte, die die meisten von uns im Alltag vielleicht oft ignorieren oder vergessen oder für die schlichtweg keine Zeit im stressigen Alltag ist. 12 Punkte, die wir uns immer wieder bewusst machen sollten. Denn du bist nicht nur, was du isst, du bist auch, wie du isst:

1. Regelmäßig essen, keine Mahlzeiten auslassen
Hunger macht unproduktiv und grummelig, der Körper schaltet auf Sparflamme und das Gehirn kann nicht richtig arbeiten. 

2. Saisonal und regional bevorzugen, die eigene Geschmacks-Palette vergrößern
Kauf mal ein Gemüse, mit dem du noch nie oder selten gekocht hast und experimentiere mit neuen Geschmacksrichtungen. Kulinarische Langeweile führt zu ungesundem Essen.
Grade zum Beispiel haben Feldsalat, Grünkohl, Schwarzwurzeln, Radicchio, Rosenkohl, Rote Beete, Steckrüben und Porree Saison.

3. Frühstück wie ein König

4. Nicht hungrig einkaufen, einen Einkaufszettel schreiben und sich daran halten

5. Mahlzeiten selbst zubereiten. Weniger Zusatzstoffe und Fertigessen. Wer unter der Woche keine Zeit hat, macht am Wochenende Meal-Prep. Mit 1-2 Stunden Vorbereitung kann man das Essen für eine ganze Woche vorbereiten.

6. Immer am Tisch essen. Keine Ablenkungen, denn die führen dazu, dass wir unser Sättigungsgefühl nicht spüren können und mehr essen, als wir benötigen. Kein Handy, keine Zeitung, kein Fernseher, kein Laptop. 

7. Gut und viel und langsam kauen. 

8. Viel Wasser trinken und das den ganzen Tag über. Eigenes Körpergewicht durch 30 ist etwa eine angemessene Menge pro Tag. Wer Wasser nicht mag, trinkt ungesüßte Tees oder macht sein Wasser schicker mit ein paar Zitronenscheiben und Minze, Gurke oder ähnlichem.

9. Treppe statt Fahrstuhl. Jeden Tag ein paar Schritte mehr gehen, weiter weg parken, eine Haltestelle früher aussteigen. 

10. Immer einen guten Snack in der Tasche haben, damit du bei plötzlichem Hüngerchen nicht gezwungen bist, dir Mist im Kiosk zu kaufen.

11. Vielfältig, verschiedenes und in angemessenen Portionen essen. Mehrere kleine Portionen führen am Ende auch zu sattem Gefühl. Es ist, als würden wir zu Hause "3-Gänge-Menü" spielen. Eintönigkeit führt zu Langeweile führt dazu, dass wir anders befriedigt werden müssen: nämlich mit Masse.

12. Mit allen fünf Sinnen essen. Riechen, schmecken, sehen, fühlen, hören. Genießen.